Schon eine ganze Weile gab es fußballerisch aus Bremen keine guten Nachrichten mehr. Man muss nur mal die letzte Bundesligasaison Revue passieren lassen, um zu wissen was ich meine. Umso erfreulicher, dass Bremen endlich wieder für Furore sorgt. Zwar nicht mit einem Kantersieg gegen eine große Mannschaft in der Saisonvorbereitung. Dafür mit einer mutigen Entscheidung gegenüber DFB und DFL.
Ok. Es stimmt natürlich, dass es gar nicht der Verein ist, der Mut bewiesen hat, sondern der Bremer Senat. Der Verein ist der klugen Entscheidung seiner Landesregierung, die DFL zukünftig finanziell an den Kosten von Polizeieinsätzen bei Risikospielen zu beteiligen, sogar kritisch eingestellt. Das ändert trotzdem nichts an der Tatsache, dass dem Bremer Senat Respekt zusteht, vor allem weil er sich trotz der reflexartigen Gegenreaktion von DFB und DFL nicht von seinem Vorhaben abbringen lässt.
Diese bestand nämlich darin, das für November geplante EM-Qualifikationspiel zwischen Deutschland und Gibraltar nach Nürnberg zu verlegen. Sozusagen Outsourcing in eine Niedrigkostenstadt. Ganz in einer kindisch-beleidigten, herrischen Art, die offenbart, dass DFB und DFL von einem ganz kruden Herr-Hündchen-Verhältnis bei der Ausrichtung von Länderspielen ausgehen.
Immer dann, wenn man seine Muskeln spielen lassen und davon ablenken will, dass so eine peinliche Reaktion lediglich diejenigen trifft, die angeblich besonders wichtig für den Sport sind – die Fußballfans – wird sich dann noch zur Untermauerung der Falschheit der Gegenseite auf die Verfassung berufen: “Wir haben aber eine klare Vereinbarung mit der Innenministerkonferenz, dass wir unsere Präventivmaßnahmen verstärken und im Gegenzug die aus unserer Sicht verfassungswidrige Kostenbeteiligung an Polizeieinsätzen weiterhin nicht thematisiert wird“, meinte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Natürlich: verfassungswidrig! Als Drohadjektiv, das Billy-Regal unter den Kampfansagen.
Doch mit dieser Aussage gibt der DFB-Präsident lediglich Preis, was für ein abstruses Demokratieverständnis er hat: eine einmal getroffene Vereinbarung beendet für alle Zeiten kritisches Nachdenken. Nein, Herr Niersbach, das tut sie nicht! Außerdem habe ich noch mal im Grundgesetz nachgeschaut. Dort steht nichts von einem Recht auf Kostenabwälzung auf andere.
Der Bremer Senat hat eine Entscheidung gefällt und sich mutig gegen eine eingelebte Regelung gestellt, die er für falsch hält. Dafür zahlen die Fußballfans in Bremen einen Preis. Das ist bitter für die Fans, aber notwendig und wichtig. Denn nur, wenn man die Erfahrung macht, dass jemand trotz Nachteilen an seiner Ansicht festhält, kann eine Basis für Veränderung entstehen.
Es ist zu hoffen, dass auch andere Städte dieses Beispiel beobachten, sich damit auseinandersetzen und bald diesem folgen. Wo einer den ersten Schritt gemacht hat und standhaft bleibt, können andere mitmachen, die sich selbst nicht getraut hätten. Und vielleicht haben wir ja irgendwann einmal Schweizer Verhältnisse. Dem Fußball würde es gut tun.