Ein Artikel mit diesem Titel muss eigentlich Hooligans zum Thema haben. Hat er es nicht und thematisiert jemand anderen aus dem Fußballgeschäft, wie dieser Artikel es tut, wird es bedenklich. So bedenklich wie das Agieren des DFB letzte Woche im Vorfeld des Testspiels gegen Polen. Denn durch das Verhüllen einer antifaschistischen Parole im Stadion am Millerntor, zeigte der DFB zwei Dinge: wie man in vier einfachen Schritten in ein PR-Desaster steuert. Und dass er alle Menschen, die sich Fußball anschauen, für total blöd hält.
Eigentlich seltsam. Organisationen wie der DFB haben doch genug Geld, um sich eine richtig gute Kommunikationsabteilung zu leisten, die das mit der Kommunikation so hinbekommen müsste, dass nichts aus dem Ruder läuft. Eigentlich. Dies würde voraussetzen, dass große Organisationen wie der DFB Kommunikation als etwas begreifen, das sich zwischen Sender und Empfänger abspielt, und dass der Empfänger inzwischen eine Vielzahl von Möglichkeiten hat, dem Sender eine Rückkopplung zu dessen Botschaft zu geben. Das nennt man Web 2.0.
Organisationen wie der DFB leben kommunikationstechnisch aber noch im Mittelalter, wo der Gutsherr über einen Boten Verlautbarungen an das gemeine Volk verkünden ließ, das diese dann widerspruchslos hinzunehmen hatte. Da der DFB glaubt, dass diese Art der Kommunikation heute immer noch funktioniert, steuerte er letzte Woche zwangsläufig in vier Schritten in ein PR-Desaster:
1. Die absurde Botschaft: es wird etwas kommuniziert, das absolut niemand begreifen kann, weil offenkundig dem widersprochen wird, was man bisher propagierte: eine antifaschistische Parole wird teilweise verhüllt, weil bei Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft keine politischen Statements erlaubt sind (offenbar scheint sich dann eine Hackergruppe namens U-E-F-A der Website des DFB bemächtigt zu haben, um heimlich politische Statements zu platzieren).
2. Die Peinlichwortschöpfung: für diesen Vorgang wird ein Wort zweckentfremdet und euphemisiert, bei dem der Verein Deutsche Sprache e.V. direkt einen aussichtsreichen Kandidaten für den nächsten Sprachpantscher des Jahres hat. In dem Fall wurde “neutralisiert”, also chemisch gesprochen: die ätzende Wirkung einer Säure oder Base (in dem Fall wohl der antifaschistischen Parole) aufgehoben.
3. Ignoranz gegenüber aufkommender Kritik: …………………………………………………………….
4. Die nachträgliche Begründung ohne Inhalt und Verstand: hier läuft die Kommunikationsabteilung zur Höchstform auf, vertreten durch Jens Grittner, den Pressesprecher des DFB. Dieser erklärte auf Twitter, dass man durch das Verhüllen nur verhindern wollte, dass deutsche Nationalspieler vor dem Schriftzug “für Faschisten” zu sehen seien und dies missverstanden werden könnte. Meister Yoda hätte das natürlich sofort verstanden. Alle, die richtig Deutsch sprechen, allerdings nicht.
Und genau deshalb ist der DFB jetzt im PR-Desaster angekommen. Denn anscheinend hält der DFB alle, die sich Fußball anschauen, für total behämmert und unterstellt ihnen, dass sie sich von einem Schnappschuss, der zufällig aus einer bestimmten Perspektive aufgenommen werden könnte, in die Irre leiten lassen, weil sie ja nicht nachdenken können. Aber vielleicht blickt der DFB bereits voraus. Wenn wir nämlich das WM-Finale am 13. Juli mal wieder verlieren werden und dann ein Fotograph eine Aufnahme eines am FIFA-WM Pokal vorbeigehenden Phillip Lahm macht, könnten wir ja trotzdem glauben, Weltmeister geworden zu sein.
Gegen so einen Unsinn wie ihn der DFB in dieser Kommunikationsfarce verzapft hat, hilft nur die konsequente Weiterverfolgung des Gedankengangs, damit der DFB mal realisiert wohin einen die Geister führen, die man gerufen hat.
Daher habe ich mir mal die Website des DFB etwas näher angeschaut und dort einige erstaunliche Statements gefunden: offenbar hat der DFB etwas mit der Stasi zu tun, da dort über den DDR-Fußball informiert wird. Zudem war mir gar nicht bewusst, dass der DFB Integrationspolitik und sogar Umweltpolitik betreibt. Ja, und dass er eigentlich ein Museum ist, hätte ich auch nicht gedacht.
Oder habe ich da was falsch verstanden? Sind die Begriffe vielleicht doch in einem anderen Zusammenhang zu verstehen? Aber die stehen doch da auf der Website. Hmm, sehr missverständlich. Vielleicht könnte man sie, um Missverständnissen vorzubeugen, zukünftig neutralisieren. Genau wie die Portraits der Verantwortlichen.